Moin Ihr Wintersportler/innen!
mittlerweil frage ich mich ehrlich was ich noch in Norwegen soll
Seit dem das Wetter mal wieder den Klimawandel-Hysterikern kräftig in die Suppe spuckt, komme ich täglich zu Fahrten im Schnee. Es sind bald tausend Kilometer mehr auf der "Uhr".
Lediglich am vergangenen Dienstag habe ich drauf verzichtet Abends von Blankenese nach Barmbek zu fahren. Noch in den oberen Gängen brach bei jedem kräftigeren Dreh am Gasgriff das Hinterrad aus. Das Vorderrad glibbert nachzu führungslos über den Eis glasierten Asphalt. Bei Othmarschen war dann die Elbchaussee wegen eines schweren Unfalls gesperrt. Für mich das Zeichen, mir dort Obdach zu suchen.
Heute ging es von Kiel 40Km nach Malente in Ostholstein. Noch zum Frühstück strahlender Sonnschein. Ulli bekommt sein Auto nicht an. "Dann kann ich ja mal meine neue A-4 Polar-Thermokombie ausprobieren!". Nach zwei Tagen im Freien und in meinem Nylonstrampler ist es echte Akrobatik die Hercules anzutreten. Schweißgebadet beginne ich die Tour. Die ersten 10Km Bundesstraße sind eisfrei. Bei Lepan beginnt der Tanz auf einer Kreisstraße. Drei dunkle Streifen dazwischen festgefahrener Schnee. Auf Schneezungen, die über die Straße lecken wird das Vorderrad unruhig. Also: kleiner Gang und ordentlich Drehzahl wie es Shorty mich gelehrt. Letztlich genieße ich die Winterlandschaft. Ein besonders Schmankerl ist eine kurvenreiche Abkürzung hinter Grebin. Die Fahrbahn ist hier einspurig, weshalb ich es vorsichtig angehen lasse. An einer Steigung verliert das Vorderrad im lockeren Schnee die Führung. Mit einer Drehung lege ich die Hercules ab. Kupplung gezogen, Karre aufgerichtet, 1.Gang rein und weiter. In Söhren erwartet mich heißer Kaffee (ein kaltes Bier wäre besser
)
Gegen 15Uhr ist die Sonne hinter den Hügeln verschwunden. Ich möchte das schwindene Tageslicht nutzen um die schwierige Strecke bis Grebin zu meistern. Die Hercules hat eine drehzahlabhängige Beleuchtung (6V35W). Selbst mit einer modernen Beleuchtung fährt man nachts mit dem Motorrad immer wieder in "schwarze Löcher". Nach Einbruch der Dunkelheit sind im Lichtkegel keine Details mehr zu erkennen. Fahren nach Gefühl. Wieder durch Lepan, noch gut 3Km bis zur Bundesstraße, da setzt plötzlich dichtes Schneetreiben ein. Die Fahrbahn ist nur noch zu ahnen. Die Beschaffenheit des Untergrundes erschließt sich erst beim drüberfahren. Ich reduziere auf Schrittgeschwindigkeit. Mehr traue ich den runtergefahrenen TKC80 (ohne Spikes!) nicht zu. Zu langsam, als das der Fahrtwind das Beschlagen der Motorradbrille verhindert. Also runter damit.
An der Einmündung warte ich einen Autokonvoi ab und "hänge" mich an deren Rücklichter. Der Sog bläst den Neuschnee von der Straße, so habe ich bis kurz vor Kiel noch Asphalt unter den Reifen. Der langsam aber sicher von einheitlichem weiß überzogen wird. Endlich der Ostring. Nun ist es nicht mehr weit bis Elmschenhagen. Nur das Runterkommen von der Schnellstraße gestaltet sich problematisch, ist doch die Abfahrt im Tiefschnee versunken. Endlich im Wohngebiet ist mein alter Stellplatz noch frei.
Es folgen: Dusche, frische Wäsche und ein kaltes Bier
der eiseilige Uhrmacher
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